Buch-Tipp: Teezeit – eine Reise in die chinesische Teekultur

Beim Stöbern nach neuer Tee-Literatur bin ich auf ein Buch aus dem Drachenhaus-Verlag gestoßen. Es trägt den Titel „Teezeit – eine Reise in die chinesische Teekultur“ und wurde von dem Autorinnen-Duo Sabine Weber-Loewe und Li-Hong Koblin verfasst.

Das Buch wurde 2017 mit dem „Gourmand World Cookbook Award“ für Deutschland in der Kategorie „Best Chinese Tea Book“ ausgezeichnet. – Werfen wir gemeinsam einen Blick hinein und machen uns ein Bild!

Das Buch „Teezeit“ und sein Inhalt

Nach einer kurzen Einleitung und zwei Zitaten geht es direkt los mit dem erzählenden Teil des Buches. Anders als in anderen Sachbüchern zum Thema Tee haben die Autorinnen ihre Tee-Informationen nämlich in eine kleine Erzählung verpackt.

Protagonistin der Geschichte ist Lena Ludewig, eine junge Deutsche, die beruflich in Peking (Beijing) ist. Sie lernt hier beim Besuch eines Teeladens den Inhaber Teemeister Lin kennen. Im Gespräch mit ihm erfährt Lena sehr viel Wissenswertes über den Tee und seine Geschichte. So lernen wir als Leser ganz nebenbei die chinesische Teekultur kennen.

Am Ende des Buchs folgen ein Rezeptteil, das Glossar, die Autorinnen-Info und ein Quellenverzeichnis. Bei den Rezepten sind sowohl Rezepte für Speisen und Getränke mit Tee als auch zum Tee aufgeführt.

Meine Meinung und ein paar Kritikpunkte zu „Teezeit“

Die Idee, Tee-Wissen in Form einer kleinen Geschichte zu vermitteln, ist sehr gut. Die Geschichte ist in flüssig lesbarer Form geschrieben. Die Inhalte bauen gut aufeinander auf, sind angereichert mit schönen Fotos und Zitaten. Ich fühle mich als Leser gut unterhalten und erfahre viel über den Tee und seine Rolle in der chinesischen Kultur.

Ein paar Kritikpunkte habe ich – und so will ich sie hier auch erwähnen:

Über einen Satz, der bereits in der Einleitung steht, bin ich gestolpert. Ich mag ihn wirklich nicht mehr hören oder lesen, wenn es um Tee geht: „Tee ist nach Wasser das meist konsumierte Getränk auf diesem Planeten.

Diese Aussage klingt in meinen Ohren wie das Schein-Argument eines Verkäufers: „Das wird gern genommen!“ – Da möchte ich immer laut rufen: „Na und? Darum muss es ja für mich nicht das Richtige sein!“ Es gibt viel mehr, das für Tee spricht.

Doch zum Glück ist in diesem Buch weit mehr zu entdecken als dieser eine Satz: Schöne Fotos und Tee-Zitate, eine hübsche Geschichte rund um den Tee sowie Tipps und Rezepte zum Ausprobieren.

Auf den 80 fadengehefteten Hochglanz-Seite des Buchs folgt nach der kurzen Einleitung Lenas Geschichte, die gleich mit den ersten Sätzen die Sinne anspricht: „Dieser Duft! Nach frischen Blättern, nach Gras, nach Pflanzen riecht es. Ganz anders als erwartet. Zuhause riecht es in den Teeläden nach süßen Aromen und Früchten.“

Ein weiterer Kritikpunkt: Hier und da haben sich kleine Zeichensetzungs- und Schreibfehler eingeschlichen. Das wäre vermeidbar gewesen. Doch das schmälert den Genuss an der Geschichte nicht.

Was mich wiederum mehr gestört hat: Teemeister Lin spricht von Fermentation, wo Oxidation gemeint ist. Fermentation, Oxidation – wo ist der Unterschied?

Oxidation oder Fermentation?

Bei der Oxidation reagieren die Zellsäfte der Teeblätter mit dem Sauerstoff der Luft und entwickeln dadurch neue Aromen und verändern ihre Farbe. So entstehen fast alle Schwarz- und Oolong-Tees – hauptsächlich durch Oxidation. Das ist wie bei einem Apfel, dessen Schnittfläche beim Kontakt mit Luft braun wird.

Die Fermentation hingegen, bei der Bakterien die Reifung und Veränderung der Teeblätter bewirken, findet zum Beispiel beim Pu Er Tee statt. Ganz ähnlich wie bei der Reifung von Käse.

Allerdings – das sei hier auch gesagt – wird in der Teebranche oft ganz allgemein von Fermentation gesprochen, wenn es um die Tee-Verarbeitung geht. Das ist historisch gewachsen, weil früher jegliche Teeproduktion als Gärungsprozess angesehen und somit auch die Oxidation als Fermentation bezeichnet wurde. Trotzdem finde ich die korrekte Unterscheidung und Beschreibung wichtig.

Tee-Abkürzungen und deren Übersetzung

Eine kleine Ungenauigkeit hat sich auch bezüglich der im Teehandel verwendeten Abkürzungen eingeschlichen. Bei der Bezeichnung FTGFOP steht das erste F der Abkürzung nicht für „First Flush“, wie in der Geschichte steht, sondern für „Finest“, also korrekt: Finest Tippy Golden Flowery Orange Pekoe.

Für die Frühjahrsernte „First Flush“ würde hingegen als ergänzende Abkürzung ein FF hinter die Herkunftsbezeichnung gesetzt, als zum Beispiel: Darjeeling FF. Zusätzlich würde dann die Abkürzung SFTGFOP zur Beschreibung des Blattguts folgen, was ausgeschrieben dann Special Finest Tippy Golden Flowery Orange Pekoe wäre.

Die Gestaltung des Buches „Teezeit“

Ich persönlich hätte den Satzspiegel schmaler gewählt, mehr Luft zwischen die Absätze gebracht. Das hätte die Geschichte für mich optisch besser lesbar gemacht – aber natürlich auch mehr Seiten und damit höhere Kosten für das fertige Buch bedeutet. Dafür hätte ich das Buch schmaler gestaltet, im Hochformat statt quadratisch – dadurch wäre eventuell der Preis nur moderat gestiegen. Aber das ist Geschmackssache.

Die jetzige Gestaltung hat den Vorteil, dass das Buch auch aufgeschlagen auf dem Teetisch liegen kann, um mit einer Tasse Tee in den Händen, die Geschichte zu lesen und Bilder zu betrachten.

Mein Fazit zum Buch „Teezeit“

Teezeit ist ein wunderschönes Buch über chinesischen Tee und die chinesische Kultur, das auf nur achtzig stimmungsvoll inszenierten Seiten mühelos jede Menge Informationen vermittelt. Ein schöner Einstieg in die Teewelt!

Über die Autorinnen

Li-Hong Koblin stammt aus Qingdao und ist Gründerin und Leiterin des Taiji-Instituts Freiburg. Seit 2013 ist sei als Lehrerin für Yoga, Qigong und Taiji tätig. Chinesische Teekultur, Traditionelle Chinesische Medizin (TCM), Tai Chi begleiten sie seit ihrer Kindheit.

Sabine H. Weber-Loewe ist Gründerin der TeeAkademie Freiburg und ausgebildete Tee-Sommelière. Im Rahmen ihrer Tätigkeit als Tourismus-Marketingmanagerin ist sie seit zehn Jahren in China unterwegs. Nicht nur der chinesische Tee begeistert sie, sonder auch die chinesische Küche, Kultur und Sprache. Als Gründungs- und Vorstandsmitglied des China Forums Freiburg e.V. ist sie Teilnehmerin im Projekt „Teeanbau am Tuniberg/Freiburg“.

Bibliographische Angaben und Bestellmöglichkeit

Li-Hong Koblin, Sabine Weber-Loewe: Teezeit
Drachenhaus-Verlag, 2. Auflage 2019, Hardcover, 80 Seiten, 30 farbige Abbildungen, Format: 21 x 21 cm, ISBN: 978-3-943314-37-3, Preis: 19 Euro [D]

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