Das Teebuch von Linda Gaylard

Über gute Bücher zum Thema Tee freue ich mich immer besonders. Heute möchte ich das Buch der Autorin Linda Gaylard vorstellen, das der Verlag Dorling Kindersley in deutscher Übersetzung unter dem Titel „Das Teebuch“ anbietet. Linda Gaylard lebt im kanadischen Toronto, betreibt das Blog The Tea Stylist, schreibt für Fachmagazine wie World Tea News, hält Vorträge und Workshops zum Thema Tee und ist zertifizierte Tee-Sommelière. Damit ist sie eine ausgewiesene Tee-Expertin, die sich auch auf ihren Reisen direkt vor Ort mit dem Thema Tee beschäftigt.

Über „Das Teebuch“

Auf 224 reichhaltig und farbig bebilderten Seiten entführt uns die Autorin in die vielfältige Welt des Tees: Sorten, Anbaugebiete, Rituale und Rezepte aus aller Welt warten darauf, entdeckt und ausprobiert zu werden.

Linda Gaylard: Das Teebuch
Linda Gaylard: Das Teebuch

Dank des fadengehefteten Fotopapiers in einem stabilen, dicken Einband liegt das Buch gut in der Hand. Die Gestaltung des Buchdeckels ist etwas unruhig und verspielt, passt aber gut zum Thema.

Im Vorwort beschreibt Linda Gaylard die Zielsetzung des Buches wie folgt:

„Das Teebuch soll Ihr Einstieg in diese Welt [des Tees] sein und Ihnen neue Erkenntnisse vermitteln, ob Sie nun Loseblatt-Tees gerade erst kennenlernen oder bereits wissen, was der Unterschied zwischen Oolong und Pu-Erh ist. Ich hoffe, Ihnen Lust auf Tee und die Abenteuer machen zu können, die er zu bieten hat.“

Im Inneren sind auf fast allen Seiten großformatige Farbfotos, Illustrationen und Grafiken zu finden. Teils wirken die Zeichnungen etwas kindlich, amateurhaft – was der Verständlichkeit aber keinen Abbruch tut und sich auf seine Art trotzdem in das angenehme Gesamtbild des Buchs einfügt.

Das Teebuch: Ca. 2 cm dick und mit festem Einband im Format 20 x 24 cm.
Das Teebuch: Ca. 2 cm dick und mit festem Einband im Format 20 x 24 cm.

Gut lesbar und ausführlich bebildert

Die Texte sind meist in angenehm großer Schrift gehalten und locker auf den Seiten verteilt. Das sin mundgerechte Informationshappen zu jedem der vorgestellten Themen. Dabei schafft es die Autorin, direkt auf den Punkt zu kommen, das Wesentliche herauszufiltern. So bleibt das Buch angenehm lesbar, ohne an Gehalt einzubüßen. Eine literarische Tee-Verkostung, eine kleine Tee-Weltreise quer durch die Tee-Kulturen.

Viele farbige Abbildungen zu den einzelnen Themen lockern die Texte angenehm auf.
Viele farbige Abbildungen zu den einzelnen Themen lockern die Texte angenehm auf.

Ob es um die Anbaugebiete für Tee geht, die Teepflanze, deren Anbau und die Vermehrung, die verschiedenen Tee-Gebräuche rund um den Globus, aktuelle Trends wie Matcha oder verschiedenste Rezepte mit Tee: Die Themen werden kompakt und gut lesbar aufbereitet.

Auch verschiedene Tee-Zeremonien wie Gong Fu Cha werden reich bebildert teils auf Doppelseiten vorgestellt.
Auch verschiedene Tee-Zeremonien wie Gong Fu Cha werden reich bebildert teils auf Doppelseiten vorgestellt.

Am Ende des Buches gibt es ein Glossar mit wichtigen Fachbegriffen und ein ausführliches Register, über das auch die Rezepte gut auffindbar sind.

Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis „Das Teebuch“

Kleine Kritikpunkte

Kleinere sprachliche Fehler, die sich in die Übersetzung eingeschlichen haben, verzeiht man gern. So würde ich eher vom „feuchten Blatt“ nach dem Aufguss sprechen und diese nicht unbedingt als „nasse Blätter“ bezeichnen. Aber jeder versteht, was gemeint ist – und das ist die Hauptsache.

Eine Sache, über die ich immer wieder stolpere, finde ich auch hier: Auf Seite 22 und 23 wird (meiner Meinung nach korrekt) von der Oxidation gesprochen, die oft als Fermentation oder Fermentierung bezeichnet wird. An anderen Stellen im Buch ist dann aber doch wieder von Fermentierung die Rede, wenn eigentlich Oxidation gemeint ist. Aber hier scheinen mir auch viele Tee-Experten nicht klar zu unterscheiden und lieber ein althergebrachtes Vokabular weiter zu verwenden. Insofern ein kleines Manko, das ich persönlich schade finde, aber das verzeihbar ist.

Zur Erklärung: Oxidation bezeichnet (soweit ich es verstanden habe) eine Reaktion der Zellsäfte mit der Luft, wie bei einem frisch aufgeschnittenen Apfel, der braun anläuft. Das ist letztlich auch das, was beim Schwarzen Tee passiert, warum er sich vom frischen Grün zum dunklen Braun verändert. Fermentation hingegen ist ein Prozess, bei dem Mikroorganismen wie Bakterien und Pilze eine Rolle spielen, die zu einem Zersetzungs-, Gär- und Reifeprozess führen. Das klingt vielleicht unappetitlich, ist aber ein natürlicher Prozess, der zum Beispiel auch bei Käse, speziell Edelschimmel-Käse genutzt wird. Fermentation spielt in der Tee-Welt hauptsächlich beim Pu Erh Tee eine wesentliche Rolle und soll ihn besonders gesund, bekömmlich und (bei richtiger Lagerung) haltbar machen. Aber ähnlich wie Harzer Roller ist das Endergebnis nicht jedermanns (oder -fraus) Geschmack.

Mein Fazit zu „Das Teebuch“

Ein sehr schön gestaltetes Buch, bei dem ich gerne kleine vorhandene Fehler überlese. Im Vordergrund steht die Freude an den gut aufbereiteten Inhalten und den vielen Abbildungen, die sowohl Einsteigern als auch fortgeschrittenen Teefreunden Spaß machen werden und die einfach Lust auf die vielfältige Welt des Tees machen. Vielen Dank an Linda Gaylard und den Verlag Dorling Kindersley für dieses Buch!

Bibliographische Angaben und Bestellmöglichkeit

Linda Gaylard, Das Teebuch
224 Seiten, Verlag Dorling Kindersley,
ISBN 978-3-8310-2788-0
Preis: 16,95 Euro (Deutschland)

Online-Bestellmöglichkeit hier.

Update 2022: Inzwischen gibt es eine Neuauflage des Buches.