Fragen an Teefreunde: Thommi Baake und der Tee

Als ich vom Bühnenprogramm des Künstlers Thommi Baake erfuhr, das sich ganz dem Thema Tee widmet, blieb mir gar nichts anderes übrig. Ich musste ihn einfach bitten, meine „Fragen an Teefreunde“ zu beantworten. Netterweise hat er sich die Zeit dafür genommen. Also, viel Spaß mit Thommis Teeflunkergeschichten!

Thommis Teatime - Foto: © Thommi Baake
Thommis Teatime – Foto: © Thommi Baake

Bitte stell dich kurz vor, Thommi:

Mein Name ist Thommi Baake, ich bin freischaffender Künstler und inbrünstiger Teeliebhaber. Eins meiner Bühnenprogramme handelt vom beliebtesten Heißgetränk der Welt: „Thommis Teatime“.

Wie kam es zu deinem Bühnenprogramm über Tee?

Ein Künstler überlegt immer wieder, was er Neues schaffen kann. So saß ich eines Tages bei einer Tasse feinsten Assams Zuhause und überlegte, was ich auf die Bühne bringen könnte. Was berührt mich? Worüber weiß ich, zumindest rudimentär, Bescheid?

Dann fiel mir, mit Blick auf den dampfenden Assam, natürlich der Tee ein. Aber war es interessant etwas über Tee zu erzählen? Sicher, aber auch 90 Minuten lang? Und bisher war ich ja nun im komischen und literarischen Fach Zuhause.

Da fiel der 10 Cent (ehemals Groschen): ich würde meine eigene Teewelt schaffen. Es war kurz vor einem zehntägigen Sommerurlaub, in dem ich mir vornahm jeden Tag eine Geschichte zu schreiben. Mit im Urlaub waren Teebücher.

Nach den Ferien im Warmen hatte ich zehn Geschichten und ein neues Programm. Es ist eine Mischung aus echten Informationen, meinen Flunkergeschichten, Liedern, einem Quiz und den Rubriken „Fiktive Prominente erzählen von ihrem ersten Teeerlebnis (vom russischen Astronauten bis hin zu chinesischen, siamesischen Zwillingen) und einer komplett neuen Begriffswelt (Teelexikon von a bis Z). Die Geschichten spielen auf der ganzen Welt und sind so angelegt, dass man es teilweise glauben könnte. Manche sind aber auch sehr absurd. Inzwischen kann ich zehn verschiedene Teatimes, mit immer neuen Texten anbieten, ein Buch ist in Planung.

Welche Bedeutung hat Tee in deinem Leben? Welche Beziehung hast du zum Tee?

Tee hat eine sehr große Bedeutung in meinem Leben. Ich starte den Tag damit und dann geht es munter weiter damit. Ich bin allerdings kein Purist, der nur die feinsten Tees trinkt. Ich bevorzuge die entspannte Mischung, denn nicht immer bekommst du, wenn du unterwegs bist, das, was du am Liebsten trinkst. „Tee macht mich glücklich“ zu sagen, wäre eventuell etwas zu viel, aber in die Richtung geht es.

Was ist für dich das Besondere am Tee?

Natürlich die unterschiedlichen Geschmäcker, allein nur die der schwarzen Tees. Dann in Bezug zu weißen, grünen und Oolongtees. Und alles aus einer Pflanze, Wahnsinn!

Das Besondere, zum Beispiel im Gegensatz zum Kaffee, ist aber auch die Farbe. Man schaue sich den tief schwarzen Kaffee an und dann die unterschiedlichsten Tees, vom weißen über Pu Erh, bis hin zu einem kräftigen Assam. Der Duft und der Dampf dürfen natürlich nicht fehlen.

Wann hattest du den ersten Kontakt zum Tee und welcher Tee war das?

In meiner Jugend waren die aromatisierten, damals nannte man es parfümiert, Tees in. Ich glaube, mein erster Tee war ein Wildkirschtee. Aber wie wild der war, weiß ich nicht mehr.

Was hat sich seitdem in deinem Verhältnis zum Tee geändert?

Ich bin von den fruchtigen, hin zu den schwarzen Tees mit Vanille, Karamell und ähnlichen Aromen gekommen. Dazu aber auch eine Hinwendung zu qualitativ besseren Tees.

Was war dein schönstes Tee-Erlebnis?

Da gibt es soviele, dass ich es nicht genau sagen kann. Einige Beispiele: ein leckeres Kännchen Tee im Café Americain (ein Art Deco Café in Amsterdam), Tees in den schönsten, alten Cafés in Prag (Louvre, in dem auch schon Kafka saß), aber auch ein Beuteltee nach einer mehrstündigen Wanderung im Schnee, die am größten Felsentor Europas (Prebischtor) endete. Diese Liste wäre leicht fortzusetzen.

Hast du Lieblings-Tees, was ist für dich das Besondere daran und wie bereitest du sie zu?

Definitiv gibt es drei Lieblingstees: Assam (hier kein bestimmter), weil er so kräftig im Geschmack ist. Ich kann die Begeisterung für Darjeeling nicht teilen. Vanilletee (gerne auch der Ostfriesische Sonntagstee oder/und mit echter Vanille) und der Indische Gewürztee (ich habe meine eigene Mischung), gerne auch Chai, Yogi- oder Masalachai genannt. In indischen Restaurants am Besten, nicht zu vergleichen mit den Pulverchais.

Ich bereite meine Tees, von der Menge bis zum Ziehen, immer mit Gefühl vor. Meine Kanne muss nicht „vorgeheizt“ sein oder unbedingt eine Teepatina beinhalten.

Wann und wo trinkst du am liebsten Tee?

Ich trinke Tee am Liebsten Zuhause oder in schönen, alten Cafés bzw. in den wenigen Teesalons, die es noch gibt. In Berlin mag ich zum Beispiel die Tadshikische Teestube oder das Chén Ché (ein asiatischer Salon).

Zuhause habe ich ein eigenes, kleines Teestübchen. Dort trinke ich gerne mit Freunden das herrliche Heißgetränk.

Welches ist dein liebstes Tee-Zubehör?

Defintiv, obwohl ich damit nicht oft meinen Tee zubereite, meine englischen Teasmades aus den 1950er bis 1970er Jahren. Diese standen so in englischen Hotels oder Zuhause. Damit konnte man sich mit frischem Tee wecken lassen. Der Weckton ist leider ohrenbetäubend, aber diese wundervollen Geräte sehen ganz bezaubernd aus.

Was ist deine Lieblings-Zutat zum Tee?

Ich trinke meine schwarzen Tees, bis auf den milden Darjeeling und ein paar andere, gerne mit Milch.

Was ist dein Lieblingsbuch zum bzw. über Tee? Welche Musik passt für dich zu einer schönen Teestunde?

Es gibt ein tolles Buch „Das Buch vom ostfriesischen Tee“ von Johann Haddinga (man erfährt zum Beispiel, dass die Ostfriesen im zweiten Weltkrieg auf ihre Lebensmittelkarten höhere Teerationen bekommen haben als der Rest der Deutschen).

Die beiden schönsten sind jedoch „The tea book“ von Linda Gaylard (wundervoll gestaltet und fundiert) [Anmerkung der Redaktion: Rezension der deutschen Übersetzung dieses Buchs hier] und antiquarisch „Lob dem Himmelstau oder Brevier vom Tee“. Und hoffentlich bald mein eigenes Buch mit den Teeflunkergeschichten.

Zur Musik: Da habe ich keine spezielle, fernöstliche Meditationsmusik oder ähnliches. Musik, die mich in dem Moment bewegt.

Was ist dein Lieblings-Zitat zum Thema Tee?

Da muss ich mehrere nennen. Meine Tochter sagt:

„Teetrinken ist, wie an einem Sonntagmorgen aufzuwachen und zu wissen, dass man zu nichts verpflichtet ist“.

Alexander Kiersch, bester Freund und Schauspieler:

„Mit Tee verreise ich ohne Flugzeug in eine ferne Welt aus edlen Gewürzen, schönen Düften und feinstem Geschmack. Beim ersten Schluck tauche ich ein, lasse alles hinter mir und sehe die Ufer der anderen Welt.“

Und um nicht auszuufern, ein kurzes Zitat von Monty Python:

„Make tea, not war.“

Wen würdest du gerne einmal zum Tee einladen und welchen Tee würdest du servieren?

Keine Frage: Ich würde Paul McCartney zum Tee einladen und einen Nilgiri Parkside servieren (dieser kommt in einer meiner Teeflunkergeschichten über die Beatles und deren Butler vor). Ich würde Paul bitten, ob er mir bitte auf meiner Gitarre sein wundervolles Lied „English Tea“ singen würde.

Was möchtest du sonst noch zum Thema Tee erzählen, das ich vergessen habe zu fragen?

Ich mag Tee unter anderem auch so sehr, weil sich um dieses besondere Getränk so viele Geschichten und Legenden ranken. Und da meine ich nicht mal meine erfundenen. Bei der Recherche zu „Thommis Teatime“ bin ich auf so viel Skurriles und Schönes getroffen, dass sich meine Liebe zum Heißgetränk noch vertieft hat.

Ich möchte kurz von meiner Erfindung des „Tea Travel Sets“ erzählen. Da ich öfter auf Lesereise bin und meist in Pensionen oder kleinen Hotels übernachte, ist es mitunter schwer einen Tee zu bekommen oder zu kochen. Deswegen habe ich etwas erfunden, mit dem man, falls Wasser und Strom vorhanden, Tee kochen kann.

Ein gebrauchtes Behältnis (Wiederverwendung) wie ein 1970er-Jahre Kosmetikkoffer wird, mit allem was man braucht, befüllt: Eine Kanne, Tassen, ein Tauchsieder etc. Daraus wurde ein individuelles „Tea Travel Set“. Drei Modelle habe ich, die alle getestet wurden. Zu jedem einzelnen Teil habe ich eine kleine, geflunkerte Geschichte erfunden. Damit reise ich gerne und habe immer meinen Tee dabei.

Vielen Dank für das Interview, Thommi! Ich wünsche dir (weiterhin) viel Erfolg mit deinem Bühnenprogramm und deinem Buchprojekt!

Weitere Informationen, Impressionen, Termine und die Möglichkeit, Thommi Baake für individuelle Veranstaltungen zu engagieren, findest du auf seiner Internet-Seite: www.thommisteatime.de