Fragen an Teefreunde: Thomas Zimmermann von Teealternative.de

In meiner Interview-Reihe “Fragen an Teefreunde” habe ich Thomas Zimmermann befragt, der Anfang 2010 mit seinem Projekt Teealternative.de gestartet ist. Seine Teealternative bietet hauptsächlich Assam-Tees als Direktimport an – ganz ähnlich wie es die bekannte Teekampagne mit Darjeeling-Tee seit vielen Jahren tut.

Foto: Thomas Zimmermann von Teealternative.de
Thomas Zimmermann von Teealternative.de (Foto © Thomas Zimmermann)

Herr Zimmermann, bitte stellen Sie sich kurz vor:

Ich heiße Thomas Zimmermann, bin verheiratet und habe drei längst erwachsene Töchter. Aufgewachsen und zur Schule gegangen bin ich in Berlin. Gleich nach dem Abitur ging ich wegen einer Berufsausbildung nach München – das ist nun schon 40 Jahre her.

Nach der beruflichen Ausbildung absolvierte ich an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität ein BWL-Studium. Nach dem Diplom startete ich als selbständiger Kaufmann mit einem Textilimport und -vertrieb. Meine Devise war immer: Der Kunde soll ja keine Klinke in die Hand nehmen müssen. Der Verkauf fand in einem offenen Verkaufsstand auf Schwabings Leopoldstraße und einem weiteren in der Innenstadt statt.

Kurze Zeit später mischte ich mich außerdem unters „fahrende Volk“: Ich handelte mit Kindermode auf Jahrmärkten, vorwiegend in Süddeutschland. Ende der 80er Jahre wechselte ich als freier Mitarbeiter in eine total andere, neue Sparte: die Finanzdienstleistungen. 20 sehr interessante, ereignisreiche Jahre!

Nachdem ich längere Zeit „Teekampagne“-Kunde war (und noch immer bin), ich aber keine Lust hatte 360 Tage im Jahr Darjeeling-Tee zu trinken, gründete ich Anfang 2010 die „teealternative“ als Direktimport und Internetvertrieb.

Mitte August steigt ein riesen Fest: da werde ich 60. Mein Hobby ist Motorradfahren, am liebsten an den Gestaden des Mittelmeeres.

Welche Bedeutung hat Tee in Ihrem Leben? Welche Beziehung haben Sie zum Tee?

Tee ist irgendwie zu einem Lebenselixier für mich geworden. Sicher bin ich kein „Tee-Sommelier“. Trotzdem trinke gerne und viel Tee: morgens und nachmittags eine große Kanne.

Was ist für Sie das Besondere am Tee?

Nun, Tee tut mir einfach gut. Der erste Gang am Morgen führt in die Küche, den Wasserkocher einschalten. Erst wenn ich ein paar Tassen Tee intus habe, bin ich „vernehmungsfähig“, werd‘ ich wach!

Wann hatten Sie den ersten Kontakt zum Tee und welcher Tee war das?

Oh Gott, das muss ewig her sein. In den 70ern war es allerdings noch ganz normal, Beutel-Tee zu trinken. Erst nach und nach wurde Tee zu einem “kultivierteren” Getränk und man begann, losen Tee in den neu auf den Markt kommenden Tee-Boutiquen zu kaufen. Ich hatte immer schon ein Faible für kräftige Tees mit rotgoldener Tasse.

Was hat sich seitdem in Ihrem Verhältnis zum Tee geändert?

Mit der Zeit wurde ich kritischerer und bewusster Teetrinker. Ich probierte Tees verschiedener Provenienzen. Ich merkte auch, dass es beim Tee ganz entscheidend auch auf das Wasser ankommt. Inzwischen verwende ich ausschließlich gefiltertes Wasser. Nicht weil das gesünder wäre, sondern weil der Tee besser schmeckt und die Tasse klar bleibt.

Was war Ihr schönstes Tee-Erlebnis?

Morgens, es muss so gegen 6:30 – 7 Uhr gewesen sein, in Darjeeling, eine Tasse erntefrischen, von einheimischen zubereiteten Darjeeling-Tee in der Hand, am offenen Fenster mit Blick auf den Kanchenchonga (Himalaya), mit 8.586 m der dritthöchste Berg der Welt. Atemberaubend!

Was ist Ihr Lieblings-Tee, was ist das Besondere daran und wie bereiten Sie ihn zu?

Mein Lieblingstee? Assam, aus den höher gelegenen Plantagen im Nordosten des Brahmaputra-Tales – wenn er nicht gespritzt ist und von Leuten, die wirklich was von Tee verstehen, hergestellt wurde. Es ist wie beim Wein: Die Lage und das Anbaugebiet sind genauso entscheidend, wie die Erfahrung und die Hingabe des Winzers!

Ich gebe den losen Tee in eine Glaskanne, übergieße ihn mit kochendem, gefiltertem Wasser, wenn die Kanne voll ist, stelle ich die ‚Eieruhr‘ auf drei Minuten, rühre den Tee während der 3 Minuten mehrmals um und gieße den Tee dann durch ein Sieb in eine Thermokanne bzw. in mein Teeglas.

Wann und wo trinken Sie am liebsten Tee?

Eigentlich zu jeder Tageszeit – wenn es guter Tee ist. Wo? Überall.

Welches ist Ihr liebstes Tee-Zubehör?

Mein Reisewasserkocher, der fehlt auf keiner Motorradtour oder sonstigen Reise.

Was ist Ihr Lieblingsbuch zum bzw. über Tee? Welche Musik passt für Sie zu einer schönen Teestunde?

Das Buch “Tee” von Tilmann Schempp finde ich informativ, hübsch gemacht ist es zudem.

Mittlerweile ist die schönste Musik für mich die Stille. Das “Musikhören” habe ich mir weitestgehend abgewöhnt. Die Omnipotenz von Musik empfinde ich mehr und mehr als akustische Umweltverschmutzung.

Wenn ich allerdings Musik höre, dann Klassik. Ich liebe die polyphone Musik des Barock, z.B. Händel, Bach, Telemann etc.

Was ist Ihr Lieblings-Zitat zum Thema Tee?

“Das Wesen des Tees ist Harmonie, Klarheit und Wahrheit.”
Shui Xiang Shang Ti

Wen würden Sie gerne einmal zum Tee einladen und welchen Tee würden Sie servieren?

Prof. Faltin aus Berlin, servieren würde ich einen guten Assam – was sonst?

Was möchten Sie sonst noch zum Thema Tee erzählen, das ich vergessen habe zu fragen?

Ich finde es bemerkenswert, wie sich Tee auf seinem Weg aus den Anbaugebieten nach Mitteleuropa, zu den Konsumenten verteuert. Außerdem finde ich es eine riesen Sauerei, dass es hierzulande kein Gesetz gibt, das die “Inverkehrbringer” von Tee dazu verpflichtet, dass in die Packungen ausschließlich der Tee hineinkommt, dessen Herkunftsname auch auf dem Etikett steht. Wo Assam oder Darjeeling draufsteht, muss dieser Tee auch drin sein – und zwar zu 100 %!

Vielen Dank für das Interview, Herr Zimmermann, und viel Erfolg mit Ihrem Projekt Teealternative.de!