Fragen an Teefreunde: Sabine H. Weber-Loewe von der TeeAkademie Freiburg

Meine Interview-Reihe „Fragen an Teefreunde“ setze ich heute mit Frau Weber-Loewe von der TeeAkademie Freiburg fort. Ich bin über ihr Tee-Buch auf sie aufmerksam geworden. Und als ich sah, dass sie in Freiburg eine Tee-Akademie betreibt und beim Teeprojekt am Tuniberg aktiv ist, habe ich mich sehr gefreut, dass sie sich für das Interview Zeit genommen hat. Aber lest selbst.

Foto © Sabine H. Weber-Loewe von der TeeAkademieFreiburg
Sabine H. Weber-Loewe von der TeeAkademie Freiburg (Foto © Sabine H. Weber-Loewe)

Sabine H. Weber-Loewe von der TeeAkademie Freiburg

Bitte stellen Sie sich kurz vor:

Ich bin Sabine H. Weber-Loewe, Gründerin und Inhaberin der TeeAkademie Freiburg, ausgebildete Tee-Sommelière und Co-Autorin des Buches „Teezeit“.

Eigentlich bin ich ja im tiefsten Hochschwarzwald, dem „Hotzenwald“ zur Welt gekommen, wo meine Eltern zwei Hotels betrieben haben – aber wirklich aufgewachsen bin ich südlich von Freiburg. Von Haus aus bin ich Diplom-Betriebswirtin und leite die Marketingabteilung der Stadt- und Tourismusmarketing-Gesellschaft der Stadt Freiburg.

Wenn ich nicht diesen spannenden Job hätte, würde ich ernsthaft überlegen beruflich was mit Tee zu machen. Aber Marketing ist neben Tee meine zweite Leidenschaft: Ich bin seit vielen Jahren Präsidentin der Marketing-Community Freiburg-Südbaden e. V. und organisiere mit meinen Vorstandskollegen Fachvorträge und Unternehmensbesuche rund um aktuelle Marketing-Themen.

Aber zurück zum Tee: 2017 habe ich bei TeeGschwendner die Ausbildung zum Teesommelier (IHK) gemacht, 2018 erschien unser Buch „Teezeit – Eine Reise in die chinesische Teekultur“ und im gleichen Jahr habe ich die „TeeAkademie Freiburg“ gegründet und gebe in meiner Freizeit Teeseminare und halte Vorträge.

Welche Bedeutung hat Tee in Ihrem Leben? Welche Beziehung haben Sie zum Tee?

Ein Leben ohne Tee ist möglich, aber sinnlos“ … Nein, ganz im Ernst: Ich kann mir nicht vorstellen, ohne Tee durch den Alltag zu gehen. Wenn ich morgens nicht meinen Assam, Earl Grey oder Ostfriesen habe, bin ich nicht genießbar und spätestens am Nachmittag brauche ich wieder eine Kanne. Tee bringt mich auch in meinem hektischen Marketingjob immer wieder mal „runter“, gibt mir eine kleine Auszeit und „erdet“ mich.

Was ist für Sie das Besondere am Tee?

„What a life saver tea can be” habe ich in einem englischen Roman mal gelesen und das lässt mich seitdem nicht mehr los, denn es bringt es auf den Punkt: Eine gute Tasse Tee im richtigen Moment ist so wohltuend wie kein anderes Getränk!

Außerdem ist der Anbau und die Produktion von edlem Tee so aufwändig, dass man das mit jedem Schluck würdigen sollte.

Wann hatten Sie den ersten Kontakt zum Tee und welcher Tee war das?

„Ceylon-Assam Mischung“ stand auf den Teebeuteln, die es im Hotel meiner Eltern gab – das fand ich irgendwie exotisch und den Tee habe ich mit viel Milch richtig gerne getrunken, schon als Kind.

Die Teenager-Jahre waren geprägt von (aus heutiger Sicht) ziemlich zweifelhaften Teemischungen à la „Tropenfeuer“, genossen wurden die beim Duft von Räucherstäbchen auf dem Flokati-Teppich zusammen mit den Freundinnen.

Die wirkliche Teewelt hat sich für mich jedoch geöffnet, als ich die Tür zu China aufgestoßen habe: Denn über die Begeisterung für die chinesische Kultur, Küche und Sprache hat sich auch die Welt zum chinesischen Tee aufgetan – und vor dort aus zu allem, was sich in der deutschen Sprache Tee nennt.

Nach China bin ich 2009 das erste Mal gekommen und habe das „Reich der Mitte“ seitdem vierzehn Mal bereist, meist beruflich, aber immer mit ausreichend Zeit, um dem chinesischen Tee auf den Grund zu gehen.

Was hat sich seitdem in Ihrem Verhältnis zum Tee geändert?

Natürlich sehe ich heute das Getränk Tee mit ganz anderen Augen und weiß ihn sehr zu schätzen. Außerdem bin ich ihm dankbar: Denn die Beschäftigung mit Tee hat, auch wenn das jetzt reichlich pathetisch klingt, mein Leben verändert.

Ich habe durch den Tee so viele wunderbare Menschen kennengelernt. Ich habe mit meiner chinesischen Freundin Lihong ein Teebuch geschrieben, das auch noch eine große Auszeichnung erhalten hat – den World Coobook Award 2018.

Und ich habe in meiner TeeAkademie hoffentlich viele Menschen davon überzeugen können, dass Tee ein ganz spannendes Thema ist – aber auch, dass er überhaupt nicht kompliziert ist!

Was war Ihr schönstes Tee-Erlebnis?

Auf einer Zugfahrt nach Hamburg zum Treffen mit meinen „Teeologie“-Freunden trank ich mit meinem Schweizer Teesommelier-Kollegen Reto feinen Jin Zhen Cha (Silbernadel-Tee) aus meinem chinesischen Reiseservice. Einer der Mitreisenden war sehr interessiert, was das denn für Tee sei und wir kamen ins Gespräch. Nach und nach haben weitere Fahrgäste zugehört und nachgefragt. Wir haben die Teetassen kreisen lassen, die feinen Silbernadeln gezeigt und so ein spontanes Teeseminar gegeben. Und das hatte Folgen: Meine Seminare gebe ich mittlerweile im Jesuitenschloss bei Freiburg – in den Räumen eines der Mitreisenden. Und eine andere Dame, Fitness- und Ernährungsberaterin aus der Schweiz, kommt regelmäßig mit einer Gruppe zu meinen Seminaren.

Foto © Sabine H. Weber-Loewe
Sabine H. Weber-Loewe (Foto © Sabine H. Weber-Loewe)

Haben Sie Lieblings-Tees, was ist für Sie das Besondere daran und wie bereiten Sie diese Tees zu?

Zum täglichen Überleben brauche ich Schwarztee! Ich bin ein großer Fan von richtig kräftigen, malzigen Assams. Aber ich brauche auch Abwechslung und die bringen Earl Grey und Ostfriesen-Mischungen (der gute silberne Thiele-Tee, da bin ich Traditionalist). Und da halte ich es wie die Briten: Mit einem Schuss fettarmer Frischmilch.

Bei den Grüntees setze ich auf die Japaner, obwohl ich sonst ja China-Fan bin. Aber ich mag diesen Umami-Geschmack, den man kaum erklären kann. Und ich liebe die neuen neuseeländischen Oolongs, die so richtig schokoladig rüberkommen.

Zur Zubereitung bei den Schwarzen Tees: Ganz unkompliziert in der mono-Kanne, einer Glaskanne mit einem ganz großen Sieb, so dass der Tee sich schön entfalten kann. Alles andere im Gaiwan, der chinesischen Deckeltasse, oder in der kleine Tonkanne.

Wann und wo trinken Sie am liebsten Tee?

Nachmittags am Wochenende, wenn ich in aller Ruhe auch mal was Neues ausprobieren und mit Ziehzeiten und verschiedenen Wassertemperaturen rumexperimentieren kann.

Welches ist Ihr liebstes Tee-Zubehör?

Auch wenn ich es selten nutze: Mein schönes großes chinesisches Teebrett mit allem was drauf gehört: Tönerne Yizha-Kanne, Glaskännchen, Teeschälchen und Riechbecherchen.

Was ist Ihre Lieblings-Zutat zum Tee?

Geröstete Sonnenblumenkerne und Tee-Eier – wie im traditionellen Teehaus in Chengdu oder Hangzhou.

Was ist Ihr Lieblingsbuch zum bzw. über Tee? Welche Musik passt für Sie zu einer schönen Teestunde?

Wenn ich nur ein Teebuch mit auf die berühmte einsame Insel nehmen dürfte wäre es „The World Tea Encyclopaedia“ von Will Battle. Musikalisch bietet sich an, was grade in der Tasse ist: Chinesische Bambusflöte zum Oolong oder westliche Klassik zum Schwarztee.

Was ist Ihr Lieblings-Zitat zum Thema Tee?

Kaiser Hui-Tsung (1101-1125) soll gesagt haben: „Drei Dinge auf der Welt sind höchst bedauernswert: Das Verderben bester Jugend durch falsche Erziehung, das Schänden bester Bilder durch gemeines Angaffen und die Verschwendung besten Tees durch unsachgemäße Behandlung.

Wen würden Sie gerne einmal zum Tee einladen und welchen Tee würden Sie servieren?

Robert Fortune! Er führte die Teepflanze in Indien ein, nachdem er sie unter großen Mühen aus China geschmuggelt hatte. Ich würde alles von ihm wissen wollen über seine Reise und die Strapazen, ich habe das Buch über ihn verschlungen. Natürlich gäbe es einen Darjeeling für ihn, vielleicht einen Makaibari SFTGFOP1.

Was möchten Sie sonst noch zum Thema Tee erzählen, das ich vergessen habe zu fragen?

Von unserem Teebuch habe ich noch nicht erzählt: Das Besondere daran ist, dass es ein Sachbuch ist, das in einer Erzählform daherkommt und damit grade für Einsteiger, aber auch alle Teeliebhaber, die mehr wissen wollen, leicht verständlich ist. Ein Glossar und ein kleiner Rezeptteil bieten einiges an Mehrwert. Die Fotos sind auf meinen Chinareisen entstanden und es ist mit alten Sagen rund um den chinesischen Tee sowohl unterhaltsam als auch lehrreich. Die Idee des Buches: Der Leser lernt gemeinsam mit der Protagonistin Lena, alle Grundlagen zum Tee von chinesischen Teemeister Lin – und diese besondere Buchidee hat auch die Jury des World Cookbook Award überzeugt.

Vielen Dank für das Interview, Frau Weber-Loewe! Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg mit Ihren Tee-Projekten und immer einen guten Tee in der Tasse.

Übrigens: Über das Tee-Buch von Frau Weber-Loewe wird es demnächst hier im Blog mehr zu lesen geben.